HUBER. Michaela: Multiple Persönlichkeiten [Fachbuch]
Michaela HUBER: Multiple Persönlichkeiten. Überlebende extremer Gewalt
(Frankfurt/M. 1995; überarbeitete Neuauflage: Paderborn 2010)
Diese erste deutschsprachige fachliche Einführung in dieses Thema ist zweifellos ein Klassiker der Psychotraumatologie. Die (ursprünglich verhaltenstherapeutisch orientierte) Psychotherapeutin arbeitet insbesondere mit schwer traumatisierten Frauen. Die umfassende Auswertung der bis dahin vorliegenden Fachliteratur und systematische, differenzierte und praktische Hinweise für Therapie und Beratung/Begleitung Multipler machen die Arbeit zum Lehrbuch.
Ein besonderes Gewicht liegt auf dem Thema 'Rituelle Gewalt' bzw. "Psychische Programmierungen".
Das Buch setzt nur allgemeine psychologische/therapeutische Fachkenntnisse voraus. Die im Sinne eines Manuals sehr nuanciert vorgegebenen Methoden könnten TherapeutInnen zu allzu schematischem Vorgehen verleiten. Jedoch entstehen auch in der DIS-Therapie vertrauensvolle (therapeutische) Beziehungen (und Bindungen) mit einzelnen Teilpersönlichkeiten, durch die manches sich in der Praxis einfacher entwickeln kann.
Michaela Huber vertritt in diesem Buch noch das übergeordnete Prinzip, daß erwachsene Teilpersönlichkeiten die Verantwortung für Innenkinder übernehmen bzw. erwachsene Anteile die inneren Kinder in sich aufnehmen sollten. Die innersystemische Verteilung von Funktionen, Defiziten und Ressourcen ist jedoch bei Betroffenen mit DIS unterschiedlich und muß für jedes Multiple System individuell herausgefunden werden. Durch neuere neurophysiologische Erkenntnisse zur 'Strukturellen Dissoziation' wird dies auch wissenschaftlich nachvollziehbar. (Vgl. auf dieser Literaturzusammenstellung: PEICHL, REDDEMANN/HOFMANN/GAST, van der HART/NIJENHUIS/STEELE.)