JÄCKEL, K.: Monica B. - Ich bin nicht mehr eure Tochter [Autobiografischer Fallbericht]
Karin JÄCKEL (Hrsg.): Monika B. – Ich bin nicht mehr eure Tochter
(Bern/München 1993)
Der autobiografische Bericht über die Hölle einer Kindheit, in der das Mädchen Monika während ihrer gesamten Kindheit der kontinuierlichen sexuellen Gewalt des offenbar sexsüchtigen Vaters und der selbst als Kind sexuell mißbrauchten Mutter ausgeliefert ist. Die grauenhaften Geschehnisse werden nüchtern und nuanciert dargestellt und vermitteln ein wohl zutreffendes Bild derartiger TäterInnen. Die monströse Perversität der sexualisierten Gewaltanwendung (bei der noch andere Erwachsene, später auch zwei Brüder von Monika, als Täter beteiligt sowie andere Kinder als Opfer betroffen sind) zeigt sich als extreme Ausformungen "ganz normaler" Bösartigkeiten.
TäterInnen in diesem Bereich haben vermutlich im allgemeinen keine spezielle Pathologie (wie es uns Massenmedien gerne nahebringen wollen). Oft eskalieren gesellschaftlich durchaus akzeptierte Formen von alltäglicher Gewalt (gegen Frauen, gegen Kinder) bei Personen mit eigenen psychotraumatischen Schädigungen. Das Unrechtsbewußtsein ist bei entsprechenden TäterInnen auch aus diesem Grund gering.
Erst nachdem der jüngste Bruder sich auf demonstrative Weise das Leben nimmt, um die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen für die teuflischen Familienverhältnisse, gelingt es Monika B., sich Gehör zu verschaffen und in der Folge einen Strafprozeß gegen den Vater durchzuhalten. Schockierend (zumindest für mich) das endgültige Strafmaß von 8 Jahren. Genausoviel brachte z.B. – in einem mir bekannten Fall - ein "versuchter Totschlag" einem 18jährigen ein. Dieser Vater hat tausendfach versucht, seine Tochter seelisch zu ermorden!
Monika B. ist auf dem Weg einer therapeutischen Aufarbeitung, wozu der Strafprozeß wie auch das dokumentarische Buch offenbar wichtige Schritte waren:
"Mein Leben gehört mir. Mein Körper gehört mir. Nie mehr werde ich hinnehmen, daß ein anderer ihn benutzt. Diese Gewißheit ist noch neu und noch schwach, eine aufkeimende Hoffnung über dem Schutt meines alten Lebens."