MEHR, Mariella [Trauma/Genozid; autobiografisch, Belletristik]
Mariella MEHR: Steinzeit (Bern 1981)
Daskind (Zürich/Frauenfeld 1995)
Brandzauber (Zürich/Frauenfeld 1998)
Angeklagt (Zürich 2002)
Mariella Mehr wurde geboren als Angehörige der Jenischen (eine nicht-seßhafte Minderheit in Mitteleuropa, die seit jeher diskriminiert, verfolgt und – im NS – deportiert und ermordet wurden). Seit dem Babyalter war sie traumatischen Erfahrungen ausgesetzt, - erlebte eine Odyssee durch 16 Fremdunterbringungen, sexuelle Gewalt (bereits als Kleinkind), reagierte mit Widerstand, Mutismus und Wutausbrüchen auf die ihr angetane Gewalt. Dies wiederum führte zu Psychiatrieeinweisungen, Elektroschocks (schon mit neun Jahren), Insulinschocks..
Mit einem (Über-)Lebenswillen, der an ein Wunder grenzt, hat Mariella Mehr diese Hölle überstanden, hat als Erwachsene therapeutische Hilfe bekommen und schreibt seit dieser Zeit. In ihren Büchern wird das Lebens- und Selbstgefühl von Kindern und Jugendlichen nachvollziehbar, für die Wut und Haß zum Überlebensmittel geworden sind. Aber auch von der existenziellen Einsamkeit solcher Kinder schreibt sie, für die Todessehnsucht zum einzigen verbleibenden Lebensgefühl wird, - und von der entgegen aller Erfahrung immer wieder aufflammenden Suche nach Nähe, Geborgenheit, Liebe.
Mariella Mehrs Bücher sind radikale, große Literatur.
>siehe auf dieser Liste: STEIN, KEMPKER