SCHNEIDER, Renate: Das Borderline-Syndrom des Kindes [Fachaufsätze]
Renate SCHNEIDER: Das Borderline-Syndrom des Kindes
in: Dynamische Psychiatrie 25/1974 (Berlin-W.)
dies.: Die Technik der Simultantherapie bei kindlichem Borderline-Syndrom
in: Dynamische Psychiatrie 29/1974 (Berlin-W.)
Zwei frühe Arbeiten einer Psychoanalytikerin aus der "Schule" Günter AMMONs, die meiner Meinung nach noch immer beachtenswert sind. Borderline wird bei Schneider ausdrücklich als Resultat einer Ich-Störung verstanden, die durch unangemessene Interaktionsmöglichkeiten des Kleinkinds mit der Mutter entstehen kann. (Siehe auch auf dieser Liste: MASTERSON.) Ziel der (auch im Fallbeispiel beschriebenen) "Simultantherapie" (mit Kind und Mutter!) ist die nachholende Ich-Entwicklung in einer wiederhergestellten, nun aber geglückten primären ("symbiotischen") Beziehung zwischen Mutter und Kind. TherapeutIn fungiert dabei zeitweise als zusätzlicher "Symbiosepartner" sowohl für das Kind als auch für die Mutter.
(Der Psychoanalytiker Günter AMMON hat sich in den 70er Jahren im Zusammenhang mit seiner kompromißlosen Kritik an der bestehenden Psychiatrie in der BRD sehr unbeliebt gemacht; seine Arbeiten werden von der Fachwelt bis heute meist ausgegrenzt. Dies war umso leichter möglich, als es innnerhalb seiner praktischen gruppentherapeutischen Arbeit zu krass entwertenden und destruktiven Konfrontationen kam, mithilfe derer Ammon 'Widerstand' im psychoanalytischen Sinn durchbrechen wollte. – Dennoch war Ammon bereits seit 1976 ein wichtiger und eigenständiger Frühentdecker der Borderline-Problematik, dessen theoretische Arbeiten noch heute mit Gewinn gelesen werden können. Vgl. den Sammelband: 'Das Borderline-Symptom - Krankheit unserer Zeit', Vorwort von Ernst Federn; Berlin 1998 )