ST. JUST, Anngwyn: Soziales Trauma [Kollektivtraumata; Fachbuch]
Anngwyn ST. JUST: Soziales Trauma.
Balance finden in einer unsicheren Welt
(München 2005)
Seelische Traumatisierungen kommen nicht nur in relativ seltenen Ausnahmefällen vor. Als Folge von Kriegen, Flucht/Vertreibung/Völkermord, Zusammenbrüchen und Umschichtungen ganzer Gesellschaften mit tiefgreifenden, oft mehrere Generationen einbeziehenden sozialen Zerstörungen betreffen sie auch und gerade heutzutage ganze Bevölkerungsgruppen. Hilfe durch individuelle Psychotherapie wird demgegenüber immer eine Luxus-Variante bleiben.
A. St.Just ist Direktorin des Arizona Center for Social Trauma (siehe http://www.acst-international.com/index.html) und führend beteiligt an der Konzeption und Durchführung von traumatherapeutischen Angeboten (mit Vietnam-Veteranen und sexuell traumatisierten Frauen in den USA, innerhalb eines Rehabilitationsprogramms für Kriegstrauma in Moskau sowie in Europa), bei denen Gruppen von Betroffenen zusammengefaßt werden können. Im Mittelpunkt des Ansatzes stehen Selbsterfahrungs-Camps in der möglichst weitgehend unberührten/autarken Natur sowie die Förderung von leiblicher Achtsamkeit (leibliche Mittigkeit, innerer Ausgleich von Empfindungen u.dgl.). Die durch Psychotraumatisierungen erstarrte Ausgleichs- und Entwicklungsdynamik kann durch unvermittelte, nichtreflexive ganzheitliche Selbst- und Umwelterfahrung in der Natur wieder zum Fließen gebracht werden. – Kontrast und Vereinbarkeit von Schönheit & Häßlichkeit, Zerstörung & Heilung, Lebenszyklus, Hoffnung, Geduld/Gelassenheit, Akzeptanz dessen was ist, Ganzheit ohne Vollkommenheits-/Perfektionsanspruch, Gemeinschaft/Solidarität sind als zentrale natürliche/ existenzielle Metaphern auf diese Weise erfahrbar und stärken die Selbstheilungskräfte.
Die Darstellung von St.Just (die viele Jahre mit dem energie-orientierten Traumatherapeuten Peter LEVINE zusammengearbeitet hat) könnte sicherlich nutzbar gemacht werden für weitere traumatherapeutische Möglichkeiten, etwa im Zusammenhang mit ergotherapeutischen (Gruppen-) Angeboten: Kontakt mit Tieren, Arbeit mit Pflanzen/Permakultur.
(Ressourcen)
> Siehe auch 'Trauma und kollektives Gedächtnis' von Angela KÜHNER (Gießen 2008).