WILLIAMS, Donna: Ich könnte verschwinden.. [Autismus, Dissoziation; autobiografisch]
Donna WILLIAMS: Ich könnte verschwinden, wenn du mich berührst
(Hamburg 1992, Taschenbuch 1994)
Donna Wiliams zeigte seit frühester Kindheit das ganze Spektrum der für frühkindlichen Autismus typischen Symptome. Andererseits wuchs sie in einem offensichtlich traumatisierenden Elternhaus auf. In der Kindheit entwickelten sich bei ihr dissoziative Ego States. Sie selbst betont in ihrem nuancierten Bericht, daß ihre beiden Persönlichkeitsanteile ("Figuren") zwar entstanden waren, um den elterlichen Terror auszuhalten, daß sie letztlich aber zur Methode wurden, mit der autismusbedingten Überlastung der Wahrnehmungsaufnahme umzugehen: "Ein Teil von mir hatte sich dem Training [den Anforderungen der Normalwelt] gefügt, der andere hatte sechsundzwanzig Jahre in einer privaten, abgeschnittenen Welt intakt überstanden." (1994; S. 264)
Donna Williams ist sicher, daß ihr Autismus keine Folge der Sozialisationsbedingungen ist, sondern ein neurologischer Defekt im Bereich der Emotionsverarbeitung.
Möglich wäre allerdings, daß durch die traumatisierenden Sozialisationsbedingungen und das dadurch bedingte gravierende Bindungsdefizit das System der Spiegelneuronen sich nur sehr unzureichend entwickeln konnte. Auch dies könnte (hypothetisch) bei Donna Williams Ursache der autistischen Symptomatik sein.
In manchen Publikationen wird Donna Wiliams als 'Multiple Persönlichkeit' genannt; dafür finde ich keine Anhaltspunkte.
In jedemfall ist dieses leider seit langem vergriffene Buch ein noch heute durch nichts ersetzbares Dokument zu den Themen Autismus, Dissoziation und Spiegelneuronen.
>Zum Thema Spiegelneuronen vgl. auf dieser Liste: RIZZOLATTI/ SINIGAGLIA.