ZIEGLER, Alexander: Willkommen in Mariental [Schwarze Pädagogik im Kinderheim; Theaterstück]
Alexander ZIEGLER: Willkommen in Mariental
in: Alexander Ziegler: Gesellschaftsspiele
(Zürich 1980)
Der schweizer Schauspieler Alexander Ziegler ist bekannt geworden als Autor verschiedener gesellschaftskritischer Veröffentlichungen zur gesellschaftlichen Realität homosexueller Beziehungen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Lebenserfahrungen 15-25jähriger junger Männer.
Das Theaterstück 'Willkommen in Mariental' beruht auf umfassenden Recherchen zur Situation in Erziehungseinrichtungen für Jungen. Es geht dabei um demütigende, sadistische Methoden der 'Schwarzen Pädagogik' sowie um eklatanten sexuellen Mißbrauch durch Erzieher.
In Verbindung mit dem umfassenden dokumentarischen Teil wird nachvollziehbar, wie unangefochten Täter in entsprechenden Positionen (Pädagogen, Laienerzieher, Priester u. dgl.) ihre massiv gestörten narzißtischen und sexuellen Bedürfnisse an Schutzbefohlenen ausleben können, weil Kinder und Jugendliche meist keine Erwachsene finden, die ihnen in solchen Zusammenhängen glauben oder gar für sie eintreten.
Für solche Täter fanden und finden sich unter entsprechenden gesellschaftlichen Umständen Positionen als staatlich beschäftigte Folterknechte in Gestapo-Gefängnissen, Konzentrationslagern und ähnlichen Einrichtungen anderer Staaten. Hierzulande dürften sich vor allem die Täterkreise der Rituellen Gewalt größtenteils aus derartigen Menschen zusammensetzen, aber auch in der "normalen" Kleinfamilie (deren Unverletzlichkeit bekanntermaßen unter dem besonderen Schutz des Staates steht) gedeihen sie gut.
Auf der Grundlage seiner eigenen Lebenserfahrungen macht Alexander Ziegler in seinen Publikationen seelisches Leid aufgrund von schlimmen, mutmaßlich traumatisierenden Entwicklungsbedingungen (meist im Zusammenhang mit homosexuellen Kontakten) nachvollziehbar, wie es bei Menschen männlichen Geschlechts noch immer gern ignoriert und tabuisiert wird. Trotz seiner Neigung zur (narzißtischen) Überpointierung vermittelt er auf dem Hintergrund von Recherchen und authentischen Begegnungen Momente vielschichtiger Entwicklungs- und Beziehungskonflikte in einer Nuanciertheit, die seine Darstellungen häufig zu Fallstudien macht.
(Heimkind)
>Zum Thema sexueller Mißbrauch unter dem Deckmantel kirchlicher Institutionen siehe auch: Norbert DENEF: 'Ich wurde sexuell mißbraucht' (erhältlich nur noch über den Autor: www.norbert.denef.com.) sowie
> ausnahmsweise ein Krimi. Die Pfarrerin und Krimiautorin Anne-Kathrin Koppetsch hat bereits im Jahr 2000 einen inhaltlich durchaus angemessenen Krimi geschrieben über sexuellen Mißbrauch im Umkreis der evangelischen Kirche. Damals gab es dieses Thema in der Öffentlichkeit noch nicht! Lesenswert: 'Blei für den Oberkirchenrat' (Frankfurt/M. 2000), sowie
> auf dieser Liste: van der WEELE,
> zum Thema Heimerziehung: 'Heimerziehung: Lebenshilfe oder Beugehaft?' von Alexander Markus HOMES (Norderstedt 2006).
>Siehe auch auf dieser Liste: LENZ, FORWARD.