Zehn Jahre Psychiatrisierung nach Fehldiagnose !
Nach einem Autounfall diagnostiziert der Hausarzt bei der Kunststudentin Tanja Afflerbach ein Schleudertrauma. Als seine Behandlung nicht anschlägt, überweist er die Patientin an eine Neurologin. Diese Ärztin deutet die Unruhe als beginnende Psychose, lehnt ein therapeutisches Gespräch, um das Tanja Afflerbach bittet, ab und verabreicht ihr über eine Depotspritze ein Psychopharmakon, das starke Nebenwirkungen, u.a. Krämpfe, auslöst. Tanja Afflerbach befallen Panikattacken, sie geht erneut zu ihrem Hausarzt, der sie an die Siegener Klinik überweist. Dort wird sie zusätzlich zur noch wirkenden Depotspritze mit weiteren Neuroleptika, starken Dämpfungsmitteln behandelt. Sie erkennt sich selbst nicht wieder, kann sich aber nicht wehren, hat Angst und bekommt weitere Spritzen. Ein Teufelskreis. Sie gerät immer mehr in die Mühlen der Psychiatrie, mitunter kommt sie auch in die geschlossene Abteilung, weggesperrt und ruhiggestellt. Von da an steht sie ständig unter Psychopharmaka, dämmert jahrelang vor sich hin. Den Umgang mit den Patienten, die Erfahrungen in der Psychiatrie erlebt sie als traumatisierend.Die Auswirkungen eines Unfallschocks wurden fälschlicherweise, wie ihr heute mehrere Gutachten bescheinigen, mit Neuroleptika behandelt. - Nach zehn Jahren gelang es ihr, Schritt für Schritt die Medikamente selbst abzusetzen. So erlangte sie ihre Eigenständigkeit, ihre Selbstbestimmtheit und ihre Würde zurück. Doch die jahrelangen falschen Behandlungen mit Psychopharmaka haben Spuren hinterlassen, sie leidet an starken chronischen Schmerzen - eine Auswirkung der falschen und überdosierten Medikamente, wie ihr mehrere Fachleute bestätigen. Heute kann sie ein erträgliches Leben nur mit einer implantierten Morphiumpumpe führen. Alle Reize, wie beispielsweise Licht, Wind und Kälte, verursachen ihr Nervenschmerzen. Es war nicht leicht überhaupt Hilfe zu erhalten. Die Zeit in der Psychiatrie war eine Stigmatisierung, niemand glaubte ihr zunächst, dass sie so heftige Schmerzen habe. Schließlich fand sie einen Schmerztherapeuten, der erkannte, dass sie ohne Schmerzmittel nicht leben könnte.
Tanja Afflerbach ist heute 40 Jahre alt. Sie ist arbeitsunfähig, von Sozialleistungen abhängig. Die Fehldiagnose zerstörte ihre Zukunft.
Hier der Originalbericht zur Fernsehsendung im WDR - frauTV vom 21.April 2011