Projekt TRAUMANETZWERK OBERHAVEL 2016
In Oberhavel (bei Berlin) soll 2016 ein „Traumanetzwerk“ gegründet werden:
Die Psychologinnen Anke Culemann und Heike Brendel von der Familienberatung Zehdenick schieben das Projekt Traumanetzwerk in Oberhavel an. Sie haben Erfahrungen im Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen – möchten aber noch viel mehr Fachleute um sich scharen.
MAZ: Wer hatte die Idee zu einem Traumanetzwerk Oberhavel?
Heike Brendel: Die Idee kommt von Diplom-Psychologin Anke Culemann, die sich in speziellen Fortbildungen zu Psychotraumatologie und Notfallpsychologie lange mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Die Familienberatungsstelle war sofort begeistert, weil der Bedarf nach Beratung bei Kindern, Jugendlichen und Eltern im Kontext von potentiell traumatisierenden Lebensereignissen seit Jahren zu den Aufgaben gehört: In die Familienberatung im Kloster kamen schon immer auch Kinder und Jugendliche, die körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren mussten oder durch andere schwerwiegende Erlebnisse hochbelastet waren.
MAZ: Ist es ein Bündeln der Kräfte in Oberhavel oder entsteht eine Vereinigung mit einem Träger?
Heike Brendel: Es soll ein Bündnis der mit dem Trauma befassten Fachleute in Oberhavel sein. Frau Culemann wird die Koordination übernehmen und sie wird durch die Familienberatungsstelle unterstützt.
MAZ: Gibt es Erfahrungen mit solchen Netzwerken?
Anke Culemann: Es gibt bereits Netzwerke in verschiedenen Bereichen in Oberhavel, die mehr oder weniger formalisiert-durchstrukturiert arbeiten. Zum Beispiel im Bereich der Frühen Hilfen oder im Bereich Kinderschutz. Der Nutzen für die betroffenen Familien durch das Zusammenwirken verschiedener Fachkräfte ist vielfach belegbar. Zum Netzwerk zähle ich neben KollegInnen u. a. Erzieher, Familienhelfer, Lehrer, Ärzte oder Vertreter von Feuerwehr, Jugendamt, Polizei oder Heimen.
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Was sollen die Ziele so eines Traumanetzwerkes in OHV sein?
Culemann: Wir möchten alle Fachkräfte vernetzen, die mit dem Thema Psychotrauma zu tun haben. Ein zweites Ziel liegt im präventiven Bereich: Für Familien und Multiplikatoren fehlt es an Informationen. Was ist ein Trauma, wie erkennt man es, wie kann man Kindern helfen? Wir wollen dazu aufklären. Schließlich geht es natürlich vor allem darum, für betroffene Kinder und Jugendliche kompetente und unmittelbare Hilfen zu finden. Hier mangelt es in der Region besonders. Es gibt keine Traumaambulanz für Kinder und Jugendliche in ganz Brandenburg. Die Betreuung findet im Landkreis Oberhavel quasi fast nur im medizinischen Feld statt und das ist gerade für Kinder fatal. Ein Psychiatrieaufenthalt ist zumeist ein heftiger Einschnitt. Andere Bundesländer wie Sachsen sind da viel weiter.
Gibt es einen Zeitplan für die nächsten Schritte?
Brendel: 2016 wird das Traumanetzwerk konkreter ausgestaltet werden. Interessierte haben die Möglichkeit, über eine Mailingliste alle weiteren Informationen über die Aktivitäten zu erhalten. Wir prüfen zurzeit verschiedene Optionen und Wege, welche Aktivitäten wir über die Beratungsarbeit hinaus leisten können und wie wir diese finanzieren werden.
Von Stefan Blumberg
Das vollständige Interview erschien in der MÄRKISCHEN ALLGEMEINEN am 17. 12. 2015 -
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Hier die Mailadresse der Familienberatung Zehdenick: