Prazosin – Therapieoption bei PTBS mit Albträumen
Prazosin – Therapieoption bei PTBS mit Albträumen
Veröffentlicht am 8.02.2011 im Kompendium psychiatrische Pharmakotherapie (SPRINGER MEDIZIN)
Die bisher empfohlenen medikamentösen Therapien mit SSRI oder atypischen Antipsychotika (AAP) bei der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) sind noch nicht effektiv, insbesondere dann, wenn nächtliche Albträume mit im Vordergrund stehen.
In einer neuen Kohortenstudie (Byers et al, J Clin Psychopharm, 2010, 30:225) wurden Quetiapin und der α1-Antagonist Prazosin (177 und 62 männliche Patienten, 98 % Veteranen) über 6 Monate miteinander verglichen. Weiterhin wurde die langfristige Einnahme über 3 bis 6 Jahre als Marker für eine langfristige Wirksamkeit untersucht.
Prazosin hat eine zentrale α1-adrenorezeptorantagonistische Wirkung und bietet sich zur Therapie an, weil bei Albträumen eine erhöhte noradrenerge Konzentration angenommen wird. Auch Quetiapin hat eine α1-blockierende Wirkung.
Die Dosis lag für Prazosin zum Ende des Studienzeitraums im Mittel bei 6,3 mg/Tag (1-25 mg täglich) und für Quetiapin zum Ende des Studienzeitraums im Mittel bei 135 mg/Tag (25-600 mg täglich).
Während der ersten 6 Monate war die Wirksamkeit beider Substanzen auf nächtliche Symptome der PTBS gleich. Prazosin wurde häufiger als Quetiapin (48.4% vs 24 %; P< 0.001; odds ratio 3.0) langfristig weiter eingenommen. Quetiapin wurde umgekehrt im Langzeitverlauf häufiger als Prazosin abgesetzt. Unter Prazosin traten seltener als unter Quetiapin Ereignisse auf, die zum Abbruch der Behandlung führten. Unter Quetiapin war die Sedierung der häufigste Grund für die Beendigung der Behandlung. Durch langsames Aufdosieren wurde Hypotonie als Nebenwirkung von Prazosin weitgehend vermieden.
Fazit:
Die Autoren sehen die Verordnung von Prazosin als erste Therapieoption bei nächtlichen PTBS-Symptomen (Albträumen, Schlafstörungen) im Rahmen einer PTBS. Nachteile der Studie: nicht doppelblind, einseitige Population.
Klinische Konsequenzen
Da der α1-Antagonist Prazosin (Adversuten®,1–20 mg) positive Effekte auf Albträume und Schlafstörungen bei PTBS zeigt, ist ein Therapieversuch nach einer fehlgeschlagenen Therapie mit einem SSRI oder AAP gerechtfertigt. Wenn Albträume im Vordergrund stehen kann Prazosin auch die erste Therapieoption sein. Prazosin ist in dieser Indikation nicht zugelassen.
Axel Steiger, München
Francesca Regen, Berlin
Otto Benkert, Mainz