Trauma-Ambulanz für Kinder und Jugendliche (Wuppertal/Remscheid)
Kinder und Jugendliche sind ebenso traumatisierenden Situationen und Erlebnissen ausgesetzt wie erwachsenen Menschen. Beispiele sind Unfälle, Katastrophen, Kriegserfahrungen, Gewalterfahrung, der plötzliche Tod von Angehörigen, aber auch die Trennung von Bezugspersonen und dem gewohnten Lebensumfeld.
Daten darüber, wie viele Kinder und Jugendliche betroffen sind, gibt es bis heute noch recht wenig. Eine 2011 veröffentlichte Umfrage in einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Bevölkerung mit 2.504 Teilnehmern zeigte, dass fast die Hälfte der Studienteilnehmer im Kindes-oder Jugendalter emotional (49,3 Prozent) oder körperlich (48,4 Prozent) vernachlässigt worden waren. Umgerechnet auf Wuppertal wären das rund 26.000 Kinder und Jugendliche.
Eine amerikanische Studie berichtet davon, dass in einer Stichprobe von knapp 400 Kindern 11,7 Prozent der unter 14-Jährigen ein traumatisches Ereignis erlebt hatten, das wären auf Wuppertal bezogen über 5.500 Kinder. Mit 18 Jahren war die Prozentzahl in der gleichen Stichprobe auf 43 Prozent angestiegen – für Wuppertal wäre das eine Zahl von 26.000 Menschen unter 18 Jahren.
Eine andere Studie berichtet von einer Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen von 6,3 Prozent (3.819 für Wuppertal).
"Wir freuen uns, dass wir mit der Trauma-Ambulanz Kindern und Jugendlichen eine weitere Möglichkeit bieten können, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Unser Behandlungsziel besteht darin, etwaige Traumafolgen rasch zu erkennen und ein Behandlungsangebot zu machen, um mögliche Alltagsbeeinträchtigungen nach einem traumatischen Ereignis wieder in den Griff zu bekommen oder gar nicht erst entstehen zu lassen", erläutert Privatdozent Dr. med. Gerhard Hapfelmeier, Chefarzt des Zentrums für Seelische Gesundheit des Kindes-/Jugendalters des Sana Klinikums Remscheid.
Eine Trauma-Ambulanz soll besonders eine schnelle Versorgung von Opfern einer Gewalttat nach dem Opfer-Entschädigungsgesetz Gesetz (OEG) ermöglichen. Hier ist der Landschaftverband Rheinland (LVR) als Kostenträger ein wichtiger Partner. "Kinder und Jugendliche, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, benötigen vor allem Stabilität und Sicherheit. Eine frühzeitige Behandlung in einer Trauma-Ambulanz kann verhindern, dass diese in ihrer Entwicklung nachhaltig beeinträchtigt bleiben. Aus diesem Grund unterstützen wir die Eröffnung der Ambulanz in Wuppertal", so Peter Anders, LVR-Fachbereichsleiter Soziales Entschädigungsrecht.
"Für minderjährige Opfer mit psychischen Traumafolgen stehen nur wenige spezialisierte Anlaufstellen zur Verfügung", fügt der Chefarzt und Facharzt für Kinder und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie hinzu.
"Eine Trauma-Ambulanz für Kinder und Jugendliche auf Wuppertaler Stadtgebiet ist ein weiterer Baustein beim Ausbau der Hilfen für Menschen mit seelischen Erkrankungen in unserer Stadt", freut sich Dr. Stefan Kühn, Sozialdezernent der Stadt Wuppertal.
Quelle:
WUPPERTALER RUNDSCHAU 29.11.2016