Koma-ähnlicher Zustand bei Flüchtlingskindern
In Schweden fallen Flüchtlingskinder in koma-ähnlichen Zustand, wenn ihre Familien von Abschiebung bedroht sind.
Der Direktor der Universitätsklinik Karolinska in Stockholm, Göran Bodegard, berichtet in einer Studie: Bis zum Jahr 2005 seien mehr als 400 Kinder, meistens im Alter zwischen acht und 15 Jahren, mit dieser Kondition behandelt worden. Im Fachmagazin „Acta Pædiatrica“ beschreibt Bodegard die Kinder als „passiv, bewegungsunfähig, zurückgezogen, stumm und ohne Möglichkeit zu essen oder zu trinken“. Eltern waren überzeugt davon, dass ihre Kinder sterben würden. Im einzigen Krankenhaus, welches diese Fälle bei Kindern betreuen konnte, waren die Zimmer schnell ausgelastet.
Viele Mediziner in Schweden glauben, dass sich der Zustand der Kinder aus zwei Traumata zusammensetzt. Eines entstünde durch die erlebte Verfolgung im Heimatland, das zweite durch das Gefühl, das sichere Land Schweden wieder verlassen zu müssen. Der schwedische Kinderpsychiater Magnus Kihlbom schreibt davon, dass dieser Zustand einer Art des gewollten Sterbens nahekommt.
Kihlbom beruft sich dabei auch auf Beschreibungen des Psychiaters und Holocaust-Überlebenden Bruno Bettelheim. Dieser hatte ähnliche Reaktionen bei Gefangenen in Konzentrationslagern bemerkt. Ähnliche Symptome wie in Schweden wurden auch in den 80er-Jahren in den USA bei Flüchtlingen aus Laos bemerkt.
Link zum gesamten Bericht: WELT N24 am 3.4.2017