Gabi Lummas: WUNDERSAME WEGE
Gabi Lummas hat Rituelle Gewalt überlebt. Sämtliche Erinnerungen daran waren über viele Jahre vollständig abgespalten. Aus Tagebüchern entstand 1999 ein erstes, recht bekannt gewordenes Buch: VERSCHLOSSENE SEELE (Frankfurt/M. 1999). Zeitweise unterstützt durch Traumatherapie, begab Gabi Lummas sich in den folgenden Jahren auf den Weg nach innen, - sie suchte nach ihrer verschlossenen Seele. Tagebuchauszüge aus den Jahren 1998-2008, Träume und Passagen aus der Traumatherapie sowie Abbildungen von Tonfiguren sind in einer Veröffentlichung bei DISSOZIATION UND TRAUMA zusammengefaßt: WER BIN ICH? ODER: DAS UNGLAUBLICHE (Berlin 2012).
Im vorliegenden Buch dokumentiert Gabi Lummas eine neue Phase ihres rigoros selbstbestimmten Heilungsweges. Mittlerweile liegt der Schwerpunkt auf Botschaften von innen. Für diese Dokumentation wurden Bilder und ausgewählte Träume zusammengestellt.
Die "erwachsene Gabi" hat in dieser Phase ihres Heilungsweges kaum mehr Kraft für ein aktives Alltagsleben: "Am meisten leide ich darunter, dass ich in den letzten sechs Jahren zu einem 'Nichts' geworden bin, das es sich so anfühlt als hätte ich nie und nimmer was Schreckliches erlebt?!? Nur in der Nacht in meinen Träumen herrscht ein reges Leben aber am Tage bin ich nur noch eine hohle Fleischmasse, die sich durch den Tag schleift! Ich bin nur am Raten und am Protokollführen." (Mail vom 23.5.15) Aber sie ermöglicht dem Inneren, der Seele, sich darzustellen. In den Bildern geschieht dies indirekt, abgespalten, symbolisch – in den Träumen umso konkreter, sinnlicher.
Neben all dem Leid zeigt sich in den Träumen ein unzerstörbarer Lebensstrom, Gabis dem Leben in Liebe zugewandte Persönlichkeit – aber wo wäre das Leben nach den zu ahnenden brutalen Traumatisierungen in der Kindheit? Lummas' selbstbestimmter Heilungsweg ist eine Form der Negativen Dialektik (Theodor W. Adorno): in ihrem radikalen NEIN zu Zerstörung, zu Leid und Demütigung liegt der Blick auf DAS ANDERE – auf unschuldige Wesen, Tiere, Kinder, Beeinträchtigte und Pflanzen; – selbst in den Horrorträumen (Erinnerungsträumen?) spürt Gabi Lebensspuren auf und erkennt diese als WAHRHEIT.
Deutlich wird ihr unbedingter Impuls, hilfreich einzugreifen, wo sie Hilflosigkeit wahrnimmt. "Ich leide unter all den Nöten, die hier auf Erden geschehen", steht im Kommentar zu einem Traum. So erlebe ich Gabi Lummas auch in der persönlichen Begegnung.
Tiere und Pflanzen, Natur sind für Gabi wohl existentielle Momente von Urvertrauen. Sie selber vermutet: "Es muss also die Liebe zu Gott sein, die mich diesen 'mysteriösen Starrezustand' ertragen läßt, anders kann ich mir diesen ganzen Prozess nicht erklären??????" (Mail vom 4..6.15)
Zunehmend erkennt Gabi Lummas Bedingungen, Möglichkeiten und Zielsetzungen ihres organisch sich entfaltenden Heilungsprozesses. Dieses Buch dokumentiert wundersame Wege der Traumaheilung von innen her, die wohl nur intuitiv erspürt und entfaltet werden können – von Traumaüberlebenden selbst wie auch von HelferInnen, TherapeutInnen.